Juni in den Weinbergen des Sektguts

Die Reben wachsen, der neue Jahrgang nimmt Gestalt an. Im Sektgut beginnt eine Phase kleiner, aber präziser Entscheidungen.
Steffen erklärt, was diesen Moment im Weinberg so besonders macht – und warum die Arbeit für große Sekte eine andere ist als für Stillwein.

Steffen, wir stehen mitten im Juni. Was bedeutet das für dich im Weinberg – speziell mit Blick auf den Sekt?

Steffen Christmann: Der Juni ist ein stiller, aber entscheidender Monat. Die Reben wachsen dynamisch, das Laub explodiert – man könnte sagen, die Architektur des Jahrgangs entsteht jetzt. Im Sektweinberg wollen wir mehr Beschattung und auch ein klein wenig höhere Erträge als im Stillweinbereich. Denn wir wollen keine überbordende Reife, sondern Spannung, Frische, Struktur. Das heißt: Wir steuern die Vitalität der Rebe ganz anders.

Was heißt das konkret für die Arbeiten im Weinberg?

Steffen Christmann: Wir gehen sehr behutsam in die Laubwand. Beim klassischen Stillwein will etwas mehr Sonne und auch mehr Licht in der Traubenzone – das kann dort Aromatik, Struktur und phenolische Reife fördern. Für den Sekt ist es anders: Wir schützen die Trauben aktiv vor direkter Sonneneinstrahlung, gerade auf der Südseite.  Zu starke Sonne auf den jungen Trauben führt zu Verbrennungen und kann die Balance verschieben. Dennoch ist einen gezielte, minimale Entblätterung eher auf der Schattenseite notwendig, um die Trauben gesund zu halten.

Wie gehst du mit dem Thema Ertrag um? Auch das wird ja oft unterschiedlich gehandhabt.

Steffen Christmann: Richtig. Beim Stillwein wird der Ertrag sehr strikt reduziert, im Sekt nicht so sehr. Aber gerade da haben wir doch einen etwas andere Philosophie wie manche Kollegen. Wir sind davon überzeugt, dass uns ein erstklassiger Weinberg mit älteren, tief wurzelnden Reben und moderatem Ertrag auch Sekte mit mehr Spannung und Tiefe schenkt.  Unsere Zielwerte beim Mostgewicht liegen natürlich deutlich niedriger, weil wir Frische, niedrige Alkoholgehalte und eine präzise Säurestruktur brauchen. Ein leicht höherer Ertrag verzögert die Reife, hält die pH-Werte niedrig und führt zu einer feinen Aromatik. Wir greifen also weniger zur grünen Lese.

Wann beginnt bei dir im Kopf die Lese?

Steffen Christmann (lächelt): Jetzt. Im Grunde beobachten wir jeden Schritt mit dem Wissen, dass er auf die Lese hinzielt. Im Sektbereich ist der Moment der Ernte besonders sensibel. Zu spät – und die Frische ist weg. Zu früh – und die Trauben sind aromatisch leer. Deshalb versuchen wir, im Juni die Reben so zu begleiten, dass sie langsam, gleichmäßig und kühl reifen. Der Juni entscheidet leise – aber er entscheidet viel.


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Amuse Gueule zum Sekt