Ein Jahr der Extreme - Lese 2025
Noch nie zuvor begann die Lese bei Christmann & Kauffmann so früh: Am 20. August fiel auch für uns etwas überraschend der Startschuss. Das Jahr war geprägt von Kontrasten: ein kühler Frühling, ein warmer Juni, unbeständig mit viel Regen in der zweiten Julihälfte und dann ein sonnenreicher August.
Eine Vegetation, die den Reben eigentlich entgegenkommt. Viele sonnige Tage und dann immer wieder genug Wasser, um Wachstum zu ermöglichen. Trotzdem haben wir nur sehr, sehr niedrige Erträge geerntet. Das Ergebnis: Lesegut von beeindruckender Qualität. Gesund, präzise, dicht. Ein Jahrgang, der Klarheit, Spannung und Tiefe verspricht.
Wie wir diese Ernte erlebt haben, erzählen Sophie und Steffen Christmann sowie Mathieu Kauffmann im Gespräch.
Dieses Jahr begann die Lese ungewöhnlich früh – schon am 20. August. Wie hast du diesen Moment erlebt?
Sophie Christmann: Wir waren tatsächlich überrascht. Noch nie zuvor haben wir so früh begonnen zu ernten. Entscheidend war, dass die Reife dank der guten Wasserversorgung im Juli plötzlich in kurzer Zeit einen Sprung gemacht hat – und wir mussten reagieren.
Was war ausschlaggebend für diesen frühen Start?
Steffen Christmann: Das haben wir am Anfang selbst nicht so ganz verstanden. Die Reife hat sich aber sehr zügig weiterentwickelt. Im Laufe der ersten Tage haben wir festgestellt, dass die Erträge deutlich niedriger sind als von uns zuvor geschätzt. Es ist immer wahnsinnig schwer, genau abzuschätzen, wie hoch der Ertrag ist.
Woran liegt es, dass die Erträge so niedrig sind?
Mathieu Kauffmann: Woran das genau liegt, ist nicht so einfach zu sagen. Wir haben die niedrigsten Erträge, die wir seit unserer Gründung verzeichnet haben – teilweise nur die Hälfte von dem, was wir aus den Lagen gewohnt sind. Der Ertrag hängt von vielen Faktoren ab: von der Anzahl der Trauben, der Anzahl der Beeren, der Größe der Beeren und schlussendlich auch davon, wie gut sich die Trauben pressen lassen.
Bereits von Juni bis August des Vorjahrs wird in den Knospen angelegt, wie viele Trauben im Folgejahr wachsen können. Im aktuellen Jahr entscheidet sich dann, wie viele Beeren an den angelegten Trauben tatsächlich wachsen und reifen. Dieses Jahr kommt scheinbar beides zusammen: Es waren nicht viele Trauben angelegt, und aufgrund der Trockenheit im Juni sind auch viele Beeren gar nicht erst gewachsen.
Was bedeuten diese niedrigen Erträge für die Qualität des Jahrgangs?
Steffen Christmann: Wenige Trauben reifen natürlich deutlich schneller als viele. Insofern ist der frühe Start nicht unbedingt auf besonders heißes Wetter, sondern auf die im Vergleich zu anderen Jahren geringe Anstrengung zurückzuführen, die die Reben aufwenden mussten, um die Trauben reifen zu lassen. Daraus resultiert in diesem Jahr die besonders schöne Aromareife.
Mathieu, wie sehen Sie die Lese 2025 im Hinblick auf den Sekt, der daraus entstehen wird?
Mathieu Kauffmann: Besonders bemerkenswert an 2025 sind die hohen Säurewerte und niedrigen pH-Werte. Damit bietet der Jahrgang ideale Voraussetzungen für die Sektbereitung. Für uns ist entscheidend, dass wir Grundweine mit Spannung, Tiefe und Vitalität bekommen. 2025 ist ein Jahr mit bemerkenswerter Konzentration. Die physiologische Reife der Trauben ist so, wie wir sie uns wünschen: ausgewogen, präzise, gesund. Wir erwarten Sekte von großer Strahlkraft, die Klarheit und Mineralität mit einer zusätzlichen inneren Dichte verbinden.
Zum Abschluss – wie fühlt es sich an, diese Lese hinter sich zu haben?
Sophie Christmann: Die Ernte ist immer eine ganz besondere Zeit. Unser Fokus richtet sich voll auf die Weinberge, alles andere rückt in den Hintergrund. Natürlich ist es irgendwo anstrengend – die Sektlese haben wir ohne Pause in zehn Tagen am Stück vollendet –, aber gleichzeitig auch schön, den Blick so genau in die Natur zu richten. Eine Ernte ist geprägt von der Abwägung zwischen vielen Faktoren. Letztlich muss und darf man sich aber doch auf sein Gefühl verlassen. Jetzt, wo alle Trauben im Keller sind, weicht die Anspannung. Bei der Arbeit mit der Natur ist es nicht selbstverständlich, dass die Fässer jedes Jahr gefüllt sind. So sind wir dankbar, dass uns der Wetterbericht jetzt nicht mehr so sehr interessiert – und gespannt, was für Sekte entstehen.